Freitag, 17. September 2004
One Moment in Time
12sek, Freitag, 17. September 2004, 00:57
Meine Schritte sind langsam und gemächlich. Ich habe keine Eile. Die Autos rauschen an mir vor. Ein Luftzug nach dem anderen streift meinen Körper. Lässt mein Haar aufwirbeln. Es nimmt mir die Sicht. Ich schüttle ein wenig den Kopf. Versuche so, die einzelnen Haarsträhnen aus meinem Sichtfeld zu vertreiben. Wieder ein Auto. Wieder ein Windzug und wieder die Strähnen die mir die Sicht nehmen. Mit der rechten Hand fahre ich hoch. Entferne den Haarschleier von meinen Augen. Halte ihn fest und warte bis der nächste Wagen mich passiert hat.

Die Wegbiegung ist erreicht. Mich erwartet ein ruhiger sonnendurchfluteter Waldweg, dessen Boden mit dem ersten vertrockneten Laub bedeckt ist. Es raschelt. Ich hebe absichtlich nicht die Füße. Will dieses Geräusch hören. In mir aufnehmen. Ein Gefühl des herannahenden Herbstes erfüllt mich.

Ich atme tief ein. Atme wieder aus und die Würze der Blätter, der Bäume der vertrockneten Baumrinden erfüllt meine Nase. Wie schön es ist, die Natur so in sich aufzunehmen. Die Augen zusammenzukneifen um den Weg vor sich sehen zu können, der immer noch den grellen Sonnenstrahlen Einlass gewährt.

Ohne Gedanken laufe ich weiter. Versuche einfach nur das, was um mich herum ist, auf mich wirken zu lassen. Einzutauchen in dem Moment in den Augenblick um eins zu werden mit ihm.

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Ungeschickt
12sek, Donnerstag, 16. September 2004, 16:22
ich neige dazu ab und an meiner unberechenbaren ungeschicktheit zum opfer zu fallen.

ich bin ein schnell frierender mensch und damit ich im badezimmer - sowie entledigt meiner letzten kleidungsstücke - nicht erfriere habe ich einen wunderbaren und praktischen heizlüfter.

diesen stelle ich mir immer schön dicht auf den rand des waschbecken damit auch ja kein einzig warmer blasehauch meinen körper verfehlen kann.

elektrogeräte und wasser vertragen sich nicht wirklich gut und zu meiner schande muss ich gestehen, dass ich dieses immer wieder vergesse.

jedenfalls ... ich wasche mich. komme irgendwie ungeschickte mit dem ellbogen an den lüfter und zack fällt dieser - immer noch voll blasend seine wärmende arbeit verrichtend - ungehindert und im freien fall ins waschbecken.

*klatsch* und *zisch* einen knall gab es auch noch. sicherung raus. ich stehe im dunkeln. es riecht leicht angebrannt und mit einem deutlichen - dem tode entkommenen - schrecken überlege ich, was ich zuerst machen soll. den stecker aus der dose oder die sicherung einschalten .... scheiß technik ....

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Pein
12sek, Donnerstag, 16. September 2004, 10:32

zusammengekrümmt liegt sie auf dem boden. versucht sich kleiner zu machen. so klein wie nur irgend möglich. versucht ihren geschundenen körper anzuspannen um den tritten den schlägen nicht ganz schutzlos augeliefert zu sein.

seine stimme ist wuterstickt. mit seiner rechten hand klammert er die flasche gin, als wenn er sich an ihr festhalten wollte. für sich braucht er sie nicht wegzuwerfen. es reicht eine hand. es reichen seine füsse um ihr den rasenden schmerz zuzufügen.

wieder trifft sie ein fusstritt. ein brausen steigt in ihren kopf. ihr rechtes ohr scheint kein geräusch mehr zuzulassen. unter all dem schmerz dem druck fühlt sie, wie sich ihr ohr füllt. wie etwas warmes an ihm hinunterläuft.

sie jammert nicht mehr. sie schreit nicht mehr. sie wehrt sich nichts mehr. sie hat es getan. hat ihm all ihre kraft entgegengesetzt und es nicht geschafft. sie hört ihre mutter schimpfen. hört ,wie sie ihr vorwürfe macht immer noch bei diesem mann zu bleiben. sie hört ihre kolleginen die jedesmal wenn sie mit dunkler sonnenbrille und den doch nicht zu überschminkenden blauen flecken und schürfwunden im gesicht ihr nahelegen sich doch zu trennen. das es nicht besser sonder eher noch schlimmer werden würde.

so schlimm wie heute. wie heute an dem tag wo ihn nichts mehr abzuhalten scheint. wo sie das gefühl hat, er würde sie umbringen wollen. wenn er so weiter machen würde, dann würde es auch so sein. dann würde ihr körper, der geschunden und zusammengekrümmt auf dem boden liegt nur noch ein sackartiges gebilde sein, dass an den unterschiedlichsten stellen mit roter frabe beschmiert wurde.

mit ihrer farbe. aber das wäre dann auch egal. ihr wäre es egal.

wie aus der ferne hört sie, dass eine flasche zerschillt. das scherben auf die küchenfliesen herniederprasseln. zu millionen kleiner splitter werden.

die schläge und tritte haben aufgehört. sie wagt es immer noch nicht den kopf zu heben. zu schauen ob da noch etwas kommen wird. zu groß ist ihre angst auch nur einen weiteren milliometer ihres gesichtes freizugeben welches immer noch die verletzungen seiner letzten - an ihr verübten - blutigen schlacht trägt.

er zerrt sie hoch. packt sie unerbittlich an dem oberarm. schüttelt sie. will nicht, dass sie besinnungslos ist. will ihr noch den rest verpassen. diesem nichtsnutz. diesem miststück welches sich seine frau nennt und die es noch nicht einmal schafft ihm einen kasten bier mitzubringen. oh wie sehr es ihn ärgert. wie er es hasst wenn sie nicht das tut, was er von ihr will. sie hat ihm zu gehorchen. hat zu tun, was er sagt. er ist der herr. der herr in diesem hause. er hat die macht und genau die will er ausleben. genau hier. sonst ist er der kleine arme wicht, der nichts zu sagen hat. der getreten wird von den großen, den mächtigen. deshalb ist hier sein reich. hier seine stätte der macht und der unerbittlichkeit. und deshalb ... er holt und nimmt sich hier, dass was er will.

er zieht sie hinter sich her. unerbittlich über die glasschwerben durch die küche. es ist ihm egal das sich splitter in ihre füsse bohren. dass sie schon fast ohnmächtig der schmerzen und der pein ist. das, dass, was er da hinter sich herzieht nicht mehr seine frau ist, sondern ein willenloses bündel was alles abgelegen zu haben scheint. was nur noch ein etwas ist.

er hätte nicht den weg über die küche nehmen müssen um ins schlafzimmer zu gelangen. aber das wollte er. es machte ihm spaß. auch wenn er nicht mehr in der lage war darüber nachzudenken.

trockene träne auf ihrem gesicht. die augen zugeschwollen. unmöglich einen klaren blick zu fassen. glassplitter in ihren füssen ihren beinen. sie spürt sie nicht mehr. ihr kopf dröhnt. die warme flüssigkeit die aus ihrem ohr dringt versickert in dem rand ihrer bluse. wird zu einer kruste.
die bluse wird sie morgen nicht mehr anziehen können. sie wird sich eine neue aus dem schrank holen müssen. eine, die keine blutflecken hat. sie wird schauen müssen das sie nicht wieder auf der straße angestarrt wird. das ihre eltern nicht wieder schimpfen und ihr sagen, sie solle doch endlich dieses monster von mann verlassen. sie wird sich schminken müssen. wird versuchen mit ihrer recht großen - und leider unmodernen - sonnenbrille ihre verdickten und verfärbten augen zu verbergen. sie wird wird viel zeit verbringen müssen sich zurecht - sich schön zu machen. viel zeit ...

er hat das schlafzimmer erreicht. wirft sie aufs bett. weich fällt sie in die kissen und für einen bruchteil einer sekunde entspannt sich ihr körper.

er hat nicht viel zeit. angeheitzt durch sein tun. dem gin und dieser rasenden wut will er jetzt den rest aus ihr herausquetschen was sie im vermag zu geben. er hasste es, wenn sie sich nicht wehrte. wenn sie wie ein bündel elend so vor ihm lag. aber das war jetzt auch egal. ihm war es egal. er wird es jetzt zu ende bringen. und ... in einem anfall geistiger klarheit schwört er sich, dass es das letzte mal sein wird ....

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