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Ein Mann
12sek, Montag, 4. Oktober 2004, 22:42
er verbirgt das gesicht in seinen händen. keiner soll sehen, dass er weint. er ist ein mann. sein vater hat ihm unter strafe verboten je eine träne über sein gesicht fließen zu lassen.
männer weinen nicht. sei kein schlappschwanz. stell dich deinen problemen. du bist ein mann.
wie er seinen vater dafür hasste. wie gerne hätte er als kind geweint. hätte seinen emotionen freien lauf gelassen. heute ist es fast zu spät dazu. heute findet er nicht mehr die kraft. er kann sich weder gegen die machtvollen aussagen seines vater, noch gegen seine emotionen erwehren.
und jetzt weint er. sie hat ihn zum weinen gebracht. das erste mal in seinem leben das er bewusst tränen in seinen augen und seinem gesicht spürt. spürt, wie sie über seine wangen laufen. wie sie sich fangen auf seinen lippen, in die spalte fließen und den ganzen mund benässen.
die nase füllt sich. er bekommt kaum luft. er denkt nicht weiter nach. immer noch hät er die hände vor seinem gesicht. warum ließ er sich so gehen? warum konnte er nicht aufhören? sie hatte ihn verlassen. sie war gegangen. hatte ihre sachen genommen und die gemeinsame wohnung verlassen.
warum ... er konnte nie seine wahren gefühle für sie zeigen. er liebte sie über alles und doch konnte er es ihr nie verdeutlichen. zärtlichkeiten tauschte er sehr spärlich aus. musste sich dazu aufraffen. es war ein kampf. ein kampf in ihm selber. immer war der schatten seines vaters mit ihm. immer die worte. sei ein mann, sei cool.
und jetzt. jetzt saß er da. wie ein häufchen elend. ein haufen dreck, den er selber wegwischen will. den er selber nicht mehr sehen will. er weiß, dass sie nicht zurückkommen wird. zuoft hat sie es getan. zu oft hat sie ihm eine chance gegeben. er hat sich ihr gegenüber gehen lassen. er hat emotionen gelebt, aber nur die schlechten. die, die auch sein vater an ihm verlebt hat.
er will nicht weiter darüber nachdenken. er will sie wieder zurück. er weiß, dass sein leben nicht ohne sie lebenswert ist. seine hand greift zum handy, das vor ihm auf dem tisch liegt.
er drückt auf die wahlwiederholung, in der hoffnung, dass sie abnehmen würde.
ein klicken in der leitung ...
lass mich in ruhe. ich will nie wieder etwas mit dir zu tun haben. du tust mir nicht gut. du tust mir weh. ich habe mich lange genug von dir wie ein stück vieh behandeln lassen. geh in therapie. aber lass mich in ruhe ....
sie schrie diese worte fast in den hörer. er hört ihr zu. blieb stumm. als sie geendet hatte, drückte er wortlauf auf den roten knopf um das gespräch zu beendet.
langsam stand er auf, ging durch die wohnung ins schlafzimmer. öffnete die unterste schublade seiner komode. griff tief nach hinten. zwischen unterwäsche und weißen t-shirts fand er sie. er zog sie heraus. schaute sie an. überprüfte ob alles seine richtigkeit hatte. noch ein letzter blick aus dem fenstern, welches er eigentlich heute putzen wollten.
wie nutzlos dieser letzte gedanke doch war.
er setzt an - er drückt ab ....
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