Ehrlich währt am längsten
12sek, Sonntag, 29. August 2004, 17:27
mein nachbar paul ist eine grundehrliche haut. er ist so ehrlich, dass es einem schon ganz unheimlich wird. besonders dann wenn er selber soviel lügt das sich die balken biegen. tatsachen vorteuscht die nicht so sind, wie sie sind und unter alles das prädikat EHRLICH setzt.
ich bin jetzt mal ganz "ehrlich", das erschreckt mich ein wenig. wie kann ein mensch eine einschätzung der dinge haben, wenn er selber nicht erkennt, das er lügt? hmm, ich sinne darüber nach und werde mich dazu äußern, wenn mir etwas eingefallen ist.
nicht destotrotz ist paul ein guter gesell. zwar totenkrank aber gut. wobei ich immer einen blick auf die psycholomatik werfe um da ganz gerne die - vielleicht - tatsächlichen gründe einer erkrankung suche.
in meinem blasen- und harnleiterfall bin ich auch schon fündig geworden. aber erstaunlicherweise geht es mir heute schon richtig gut und das würde heißen, dass ich allen müll, der nach außen gedrängt hat, los bin.
aber zurück zu paul und seiner ehrlichkeit. paul hat so eine gabe, vor anderleuts türen zu kehren. das tut er gerne. das tut er auch so gründlich, dass man sorge hat, selber mit weggefegt zu werden. aber zum glück kenne ich paul. schmunzel wenn er wieder mal erzählt wie ehrlich er doch ist und alle anderen - besonders ich - nicht.
ich bin in pauls augen total unehrlich. das liegt daran dass ich paul immer die wahrheit sagen. da paul aber dieses problem hat, wahr von unwahr zu unterscheiden erkennt er natürlich nicht, das ich die wahrheit sagen.
wobei man aber auch in hinblick auf wahrheit etwas vorsichtig sein muss. schließlich gibt es die allumfassende wahrheit - laut den esoterikern - gar nicht. es gibt nur blickwinkel und somit lebt paul in seinem blickwinkel und in seiner wahrheit. so wie ich in meiner lebe. leider geht seine wahrheit mit meiner nicht konform und es gibt probleme.
ich liebe paul trotzdem. er ist so wunderschön trottelig. tut immer sehr wichtig und hochtrabend. es ist noch gar nicht lange her, da bekam ich einen brief überreicht, der vor wichtigkeit und vor allem der permanenten hinweis, das ich die unwahrheit sagen würde, nur so strotzte.
aber was soll's, leben und leben lassen sage ich mir da. seine wahrheit, meine wahrheit, jedem die seinige und mir die meiste. so einfach ist das und immer wieder schön festzustellen wie die wahrheit so gedehnt wird, das sie letztendlich zu reißen droht.