Unterwerfung
12sek, Mittwoch, 1. September 2004, 16:18

er steht in der mitte einer großen arena. die wände sind hoch eingezäunt. keine ecke. keine lücke die schutz bietet. er ist nicht alleine in dieser arena. er und derjenige den er jagt, den er scheucht und den er auffordert auf diese art und weise ihm zu folgen sich zu unterwerfen.

der gejagte atmet schwer. schweiß rinnt über seinen körper. seine augen sind weit aufgerissen. pure angst spricht aus ihnen. panik lässt seinen körper immer schneller werden. er möchte fliehen. möchte wegrennen. aber wohin? es gibt kein entrinnen - ein kreis hat keine möglichkeiten.
der mann in der mitte scheucht ihn weiter. immer weiter. wartet auf ein zeichen der unterwerfung. wartet, das der gejagte anhält. ihm seinen kopf zuwendet ihm das gewünschte zeichen gibt ...

"höre auf ... höre doch endlich auf ... höre auf ... ich ergebe mich ... ich tue was du willst."
das ist es, was der mann in der mitte der arena erreichen will. er will stress und angst erzeugen will dem gejagten zeigen wie klein und hilflos er ist. will ihm sagen ...
"erst wenn du dich ergibst höre ich auf"

was bleibt dem gejagten übrig. er versteht die sprache nicht. versteht nicht was er getan hat um dieses hier erfahren zu müssen. sein körper ist schweißbedeckt. die atemwege leuchten ihm hellen rot. aus der nase tropf blut. aber immer weiter und weiter geht die jagt. die hetze. sie scheint kein ende zu nehmen.

der gejagt hält an. wendet dem mann in der mitte den rücken zu. versucht durchzuatmen etwas luft zu holen. er hat keine chance. sofort prasselt eine seil auf ihn hernieder. der mann in der mitte gibt keine ruhe. unerbittlich fordert er die ergebung. fordert das - in demut - zu versinken.

was will der mann in der mitte der arena erreichen? er will einen freund. einen gefährten und doch wird dieser gejagte erst zu seinem gefährten wenn er sich ergibt. wenn er sich selber aufgibt.
kann ein gejagte je zu einem freund zu einem treuen gefährten werden? oder tut er die dinge die er tut nur aus angst. aus einem vermeiden heraus. weil er nicht wieder gejagt, erniedrigt und unterworfen werden will?

wieder ein lauter ruf. wieder ein knall. wieder die unerbittlichkeit des mann. immer weiter im kreis rennt der gehetzt . kann sich kaum noch auf den beinen halten. strauchelt. droht hinzufallen. fängt sich wieder. springt wieder auf. aber er hat keine chance. es gibt für ihn kein entkommen. keine ecke. kein loch in dem er sich verstecken kann. wenn er sich nicht zu tode laufen will, so muss er anhalten. muss anhalten und sich ergeben.

er hält an. wendet dem mann in der mitte der arena den kopf zu. senkt ihn. seine augen blicken leer. wie tot.
das publikum jubelt. es jubelt dem jäger zu. freut sich, dass er es geschaft hat. das er den gejagten klein bekommen hat. sie freuen sich. blitzlichter flammen auf. immer lauter werden die jubelrufe.
der jäger sonnt sich im applaus. weidet sich darin.
der gejagt setzt langsam einen schritt vor den nächsten. geht auf den mann in der mitte zu.
niemand kann und will in seinen augen lesen. niemand will sehen, was diese augen sagen.

sie sagen:
"warum hast du mir keine chance gegeben? warum hast du dich nicht gewagt mir auf freiem feld entgegenzutreten. warum lässt du mich im kreis laufen? ohne schutz?"
du hast es getan weil du angst hast. weil du die macht der gegebenheit brauchst um mich klein zu bekommen. deine beine sind zu langsam um mich je einzuholen. ohne hilfe wo nur der ruf deiner stimme mir folgen können.

deine leine ist zu dünn um mir jemals schaden anzurichten wenn du nicht etwas hättest an der du sie festziehen könntest. du bist ein armer wicht. du willst mich zu deinem freund. nein, du willst mich zu deinem sklaven. zu einem diener. der das tut, was du von ihm willst.
nenne mich nie deinen freund denn ich werde es nie sein. komme zu mir in frieden. sprich mit mir und höre mir zu. aber diktiere mir nicht deinen willen auf. ich werde dir folgen. ja, weil ich es muss. aber gibt mich frei und du wirst sehen das ich dir den rücken kehre in dem moment, wo deine macht erlischt.
du bist ein armer wicht und doch nennst du dich ...

der mit uns spricht .... "

Kommentieren



schmetterlinchen, Mittwoch, 1. September 2004, 17:30
hallo!

ich finde es schön, dass du uns nun auch die möglichkeit gibst, hier zu konmmentieren...

obwohl ich weiß, was hinter diesem text steht, muss ich sagen, dass ich darin in gewisser weise eine situation wiederentdeckt habe, die ich selbst erlebt habe... ich frage mich nur, ob der mensch in der mitte wirklich jemals erkennt, was er anrichtet... auch wenn er in noch so viele anklagende augen blickt...

liebe grüße an dich!
schmetterlinchen

hallo schmetterling
ich denke, dieser mensch wird es nie merken.
warum ... weil er das was er tut für die einzige möglichkeit hält um das zu erreichen, was er erreichen will. das ist das los des angstvollen. er kann nur gewinnen wenn die angst des anderen noch größer wird ....
Kommentieren
 

blogleser, Mittwoch, 1. September 2004, 18:19
Ahhhhh
Typisch für mich - wie ich den Text verstanden habe....

Nachdem ich jetzt weiss worum es geht, bleibt mein Kommentar trotzdem der Gleiche:

Jeder der versucht auf diese Art etwas zu erreichen, wird nie verstehen, dass er nichts erreicht.

richtig
aber das ist das los derer, die glauben die erleuchtung mit löffeln gefressen zu haben :(
Kommentieren
 

luise, Donnerstag, 2. September 2004, 19:19
Einen lieben Gruss
und meine Anerkennung für Ihren Mut. Ich habe Sie immer ein wenig im Auge behalten und aus der Ferne schweigend die Staubwolken, die Sie aufgewirbelt haben, beobachtet. Machen Sie weiter so, wirbeln Sie Staub auf, Sie machen das ganz wunderbar - und das meine ich Ernst.

ups
die frau luise
da haben sie aber den einzig zu kommentierenden eintrag gefunden :-)

ich danke ihnen für ihre netten worte. es werden immer mehr und ich gebe zu, das sie mich bestärken. alleine die tatsache, das ich hier bei blogger.de weiterschreiben "darf" und auch nico von blogg.de mich anschrieb und mir bei sich einen blog anbot, gibt mir auftrieb.

und natürlich die vielen anderen, die mir geschrieben haben.

es ist nicht immer einfachen neber der spur der gesellschaft zu fahren. aber ich muss gestehen, es gefällt mir immer mehr.

manchmal ist es wichtig akzente zu setzen und wenn es mit den namensänderungen anfängt. einfach das nehmen, wonach man sich fühlt.

danke
Kommentieren