Müde
12sek, Donnerstag, 2. September 2004, 11:05
er ist müde. war die ganze nacht unterwegs. hat viel gesehen. hat wenig gesprochen und doch hat er teilgenommen am leben.
das lokal ist gut besucht. leise vernimmt er die klänge der musik aus einem der vielen lautsprecher. sie ist nicht unangenehm, die musik. sie passt in diese ambiente. er fühlt sich wohl. schaut auf die uhr und stellt erstaunt fest, dass er schon 2 stunden an diesem tisch sitzt. den klängen der musik gelauscht hat. die menschen beobachtet die sich teil angeregt, teils notdürftig unterhalten.
er greift zu seiner kaffeetasse. der letzte schluck, der den boden der tasse bedeckt ist mittlerweile kalt geworden. er schluckt ihn trotzdem hinunter. verzieht ein wenig das gesicht. die bedienung schaut zu ihm hinüber. ihr blick ist fragend. er winkt ihr zu. bittet sie, ihm die rechnung zu bringen. er möchte dieses lokal verlassen. möchte weiterziehen um noch mehr in den eindrücken die das nachtleben bietet zu versinken.
er hat kein ziel. wandert einfach drauflos. will niemanden sprechen. will nur schauen. sich inspirieren lassen und sich fragen. fragen, warum manche menschen das tun, was sie gerade tun?
da sitz eine junge frau einsam an einem tisch. sie schaut vermehrt zu ihm herüber. lächelt ihm zu. er lächelt zurück. warum auch nicht. sie hebt das glas. er hebt es auch. er merkt, dass er der frau eine gewisse hoffnung macht. aber er will nicht mit ihr in konversation treten. will keinen kontakt will einfach nur die gesten erwieder, die sie ihm eröffnet.
in der hintersten ecken sitzen zwei pärchen. sie unterhalten sich angeregt. lachen. die eine wischt sich über die augen. das gespräch scheint lustig zu sein. so lustig, dass sie sich vielleicht eine lachträne aus den augen wischen muss. er lächelt auch. lächelt in die situation hinein. einfach für sich. versucht das gefühl dieser frau zu erhaschen. überlegt, was das thema sein könnte. er kann dem gespräch akustisch nicht folgen. zuweit sitzen die paare von ihm entfernt.
ein mann steht auf. offensichtlich der partner der frau die mit den tränen spielte. gibt ihr einen kuss und steuert in richtung toilette. >wie schön< denkt er sich. er gibt ihr einen kuss, obwohl er nur einen kurzen abstecher auf die toilette macht. >sie müssen sich sehr lieb haben. sind vielleicht erst jung zusammen. sind frisch verliebt?< er weiß es nicht und doch spürt er, wie seine eigene stimmung sich ändert, je mehr er diesen bilder folgt.
weiter kreist sein blick. am tresen ein mann. sein blick ist muffig. missmutig. er scheint keinen guten tag gehabt zu haben. scheint sich seinen frust von der seele trinken zu wollen. dieser mann war ihm schon vorhin aufgefallen. er hätte die gläser zählen sollen, die er beim barkeeper bestellt hatte. er überlegt, ob dieser mann noch autofahren kann/will.
er erspürt wie das gute gefühl sich verändert. wie er über diesen mann nachdenkt. wie er sich gedanken macht und wie langsam aber sicher seine gute laune von gerade eben immer mehr schwindet.
es überrascht ihn nicht. wie schnell ändert sich eine emotion wenn man eintaucht ins leben ...