Ohne Titel
12sek, Freitag, 3. September 2004, 13:16
er hört sie sich an. die erklärungen die entschuldigungen. lässt dem anderen die möglichkeit sein herz auszuschütten. urteilt nicht. tadelt nicht und doch macht er sich gedanken.
wie unterschiedlich die menschen doch sind. er hätte all das, was dieser mensch ihm erzählt, ganz anders gesehen. hätte ganz anders "geurteilt" und hätte vieles auf ganz gegensätzliche weise hinterfragt.
interessant. ja, das ist es. der mensch ein multidimensionales wesen. ein wesen, dass in kürzester zeit soviele gesichter haben kann und doch ist es immer nur das eine was er zeigt. nämlich seins.
er hört weiter zu. sitzt entspannt auf der couch. beobachtet das, was der mensch ihm gegenüber mitteilen will. er achtet nicht nur auf das wort. er achtet auf die geste, auf das, was wirklich ausdrückt wird. ist dieser mensch tatsächlich so taff wie er sich gerade vermittelt. ist er wirklich der super ehrliche, der die wahrheit sagt.
er liest bei diesem menschen zwischen den zeilen. erkennt die lüge sofort. aber sagt nichts. sagt deshalb nichts, weil er weiß, dass dieser mensch für sich die lüge nicht erkennen wird. in seiner welt ist alles so real, wie er es für sich empfindet. in seiner welt gibt es diese lüge nicht und doch zeigt seine körpersprache deutlich, dass sein unterbewusstsein sehrwohl weiß, dass seine äußerungen nicht wahr sind.
jedes wort. jede geste. alles schwingt. alles ist energie. er liest sie. erkennt mehr, wie manch anderere. er überlegt, ob er glücklich damit ist. fragt sich, ob es ihm was bringt. er weiß, dass er auf verlorenem posten steht. das ihm niemand glauben schenken wird, weil die worte des anderen wie ein fels in der brandung zu stehen scheinen.
aber sie scheines es nur. ein richtiges wort zur richtigen zeit und der fels beginnt zu wanken. zu kippen. von der klippe zu stürzen und zu zerschellen. die lüge steht immer auf wackeligen füssen. sie kann lange am leben gehalten werden, aber sie holt einen immer wieder ein. immer wieder wird man mit ihr konfrontiert. in den unterschiedlichsten situationen.
aber was macht er sich gedanken darüber. er hört weiter schweigend diesem menschen, der ihm gegenüber sitzt zu. nickt ab und an. sein gesicht bleibt dabei ohne regung. oder doch? erkennt der erzählende das er ihn entlarvt hat? er glaubt es nicht. sitzt weiter still und lauscht den worten des redners.
es interessiert ihn sehr, was in den menschen vor sich geht. was sie denken, fühlen und wie sie handeln in den unterschiedlichen situationen. will er daraus lernen? ja vielleicht. vielleicht will er daraus lernen, dass er es nicht so macht. das er sich anders verhält um nicht zu einem stein zu werden, der irgendwann von der klippe stürzt und zerschellt.
wenn die psyche krankt, krankt der körper. wenn die psyche schreit, zerreißt es seine hülle. verschafft ihr wunden. wunden, die irgendwann zum tode führen können.
er will diese wunden nicht haben. hofft, das sie ihn nie ereilen. hofft, dass er sein leben so lebt, dass die psyche weitestgehend verschont bleibt. nicht immer wird so etwas gelingen. das leben ist voller überraschungen. voller ereignisse die durchlebt werden wollen. aber er lernt mit diesen zu leben. sie nicht an sich heran kommen zu lassen. es gelingt ihm immer besser. je mehr er mit den menschen spricht. sich ihre denkweise betrachet. erkennt er, dass nur die denkweise den schmerz, das leid, aber auch glück und zufriedenheit projeziert.
er hat sich entschieden. er will nicht alles nur im rosa licht sehen, das wäre weltfremd. aber er will die sichtweisen der menschen akzeptieren. sie als im kopf zusammengepflochtenes lebenswerk betrachtet.
ein lebenswerk, dass jeder für sich individuell lebt. er geht mit. schaut hin. hört zu und lächelt. lächelt über die sichtweise und über das, was diese mit - und - aus dem menschen machen
[Kopie aus Erstblog]